VBE Kleve: Illusion Inklusion

08.04.2016

Kreis Kleve: Die aktuelle Umsetzung der Inklusion in den Schulen von NRW wird auf der Basis steigender Schülerzahlen im Gemeinsamen Lernen vom Ministerium für Schule und Weiterbildung gerne als Erfolg dargestellt. Neben dieser rein quantitativen Steigerung, muss der Blick aber unbedingt auf die Qualität der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention gerichtet sein. Hier ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Die Schulen befinden sich zurzeit noch auf einem weiten und steinigen Weg hin zu einem funktionierenden inklusiven Schulsystem. Bildungswissenschaftler gehen sogar davon aus, dass das dreigliedrige Schulsystem und die Praxis der Notenvergabe der Realisierung der Inklusion entgegenstehen. „Um diese Generationenaufgabe überhaupt bewältigen zu können, sind deutlich mehr personelle und zeitliche Ressourcen notwendig. Die Verantwortlichen in der Landesregierung sind gefordert, schnellstens weitere und bessere Unterstützung zur Verfügung zu stellen, damit sowohl aus Schüler- als auch Lehrersicht die Verliererzahl nicht noch größer wird und die Rücklaufquote weiter steigt. Diese Bereitschaft dazu ist für die Lehrkräfte in der Praxis leider noch nicht zu sehen.“ merkt Gertrud Kersten vom VBE an.

Das personelle Stellenbudget für die Förderung von SchülerInnen im Bereich der Lern- und Entwicklungsstörungen wurde auf dem Stand des Schuljahres 2012/2013 eingefroren. Der Schulalltag spiegelt aber eindrucksvoll wieder, dass die Zahlen der SchülerInnen mit Förderbedarf jährlich steigen. Die jetzigeStellenausstattung kann nicht ausreichen, um die Inklusion an den Regelschulen zum Wohle aller zu gestalten und weiter zu entwickeln. Die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen zeigen täglich einen überaus großen Einsatz und gehen dabei oft an die Grenzen ihrer Leistungskraft. Viele engagierte Lehrkräfte erleben daher große Frustration, da die Politik die Anforderungen auf der einen Seite - auch durch die neue Situation der Beschulung von Flüchtlingskindern - ständig erhöht und auf der anderen Seite die notwendigen Mittel dazu verweigert.

„Wir VBE-ler sorgen uns daher sehr um die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer.“ so Bernd Lindenau vom VBE Kreisverband Kleve. Die vom VBE in Auftrag gegebene Forsa-Studie zur Berufszufriedenheit verweist auf eine hohe Motivation der Lehrkräfte, die aber enormen beruflichen Belastungen ausgesetzt sind und der Schulpolitik in NRW eine schlechte Note (4.2) geben. „Leider reicht es nicht allein aus, öffentlichkeitswirksam Stellen zu schaffen, wenn wissend nicht hinreichend Lehrer ausgebildet wurden und zur Verfügung stehen. Dies ist speziell in ländlichen Regionen wie hier im Kreis Kleve ein großes Problem.“ so Kersten und Lindenau.

Lindenau, Kersten  Lindenau, Kersten (Foto: VBE KLE)

Sie fordern daher auf, zeitnah zu reagieren und sowohl mehr Lehrer und Schulsozialarbeiter einzustellen als auch die Klassen (gerade bei Unterbesetzung) zu verkleinern, damit man dem Anspruch qualitativen Unterrichts gerecht werden kann. Vielen Schulen in Flächenkreisen wäre auch relativ schnell geholfen, wenn Stellenzuweisungen vorgezogen -, nach einem schulbezogenen Sozial-Index durchgeführt - und das Stellenbudget an die realen Bedarfe angepasst würde. Die Entlastung von zunehmenden administrativen Arbeiten wie z. B. Verfassen von Curricula und Konzepten würde unterstützend wirken.

Alles in Allem muss man auch hier wieder sagen: Gäbe es die seit Langem geforderte Vertretungsreserve, wäre die Not an den Schulen nicht so groß. Maßnahmen wie mehr Studienplätze für Sonderpädagogen bei abgesenktem NC und die wirklich qualitative Fortbildung der Regelschullehrkräfte zu akzeptablen Rahmenbedingungen zeigen natürlich erst langfristig positive Wirkung.

Der VBE-Kreisvorsitzende Jens Willmeroth richtet den Blick auf die Grundschulen im Kreis.

Willmeroth  Willmeroth (Foto: VBE KLE)

„Wenn jede Schule im Bereich der Lern- und Entwicklungsstörungen notwendige und sinnvolle Förderungen vollziehen soll, so muss dies mit entsprechenden personellen Ressourcen untermauert werden. Die Grundschule soll präventiv, diagnostisch, individuell auf die Lernausgangslage ihrer Schüler eingehen. Gerade lernschwache und herausfordernde Lernende brauchen feste Beziehungsstrukturen. Das ist bei Klassengrößen von 30 Kindern und mehr nicht mehr möglich. Ursprünglich war im Gemeinsamen Unterricht von Doppelbesetzung und Teamstrukturen von Sonderpädagogen und Grundschullehrern die Rede. Die Realität zeigt, dass zwei Drittel der Kreis Klever Grundschulen marginale sonderpädagogische Unterstützung erhalten. Das eine Drittel der Schulen, die als Standortschulen Gemeinsames Lernen definiert wurden, sind mit der zur Verfügung stehenden Ressource, weiter denn je von früheren Konzepten entfernt. So wird die im Grundsatz unterstützenswerte Idee des Gemeinsamen Lernens vor die Wand gefahren!“ meint Willmeroth.

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